Charly Schneider

Charly Schneider ist ein Phänomen, nicht nur, weil er mit 86 Jahren malt und ein Atelier führt – natürlich auch deshalb – wichtiger aber, weil er praktisch sein Leben lang selbstbestimmt die kreative Auseinandersetzung mit allen möglichen Materialien gesucht hat und damit heute keineswegs am Ziel seiner Interessen angekommen ist.

Auf seinen Reisen, die ihn privat und geschäftlich rund um den Erdball geführt haben, versäumte er nie den Kontakt zu dortigen Künstlern.

Er experimentierte in San Francisco mit Ton und Glasstaub, im Senegal belegte er Kurse für Seidenmalerei. Es gibt wohl wenig Techniken und Materialien, die nicht Eingang in sein kreatives Schaffen gefunden haben. Die Nachbarschaft zu einer Glasfabrik auf der Schwäbischen Alb animierte ihn zu aufwändigen Mosaikbildern. Friedensreich Hundertwasser inspirierte ihn zu Hinterglasbildern, in Tiffany-Technik verbindet er Glaselemente, gestaltet Spiegel, aber auch Collagen aus Glas, Holz und Muscheln.

Auf seinen Reisen zum Great Barrier Reef, auf Hawaii, am Persischen Golf, im Grand Canyon sammelte er Muscheln und Korallen und wunderte sich mehr als einmal, dass diese Trouvaillen tatsächlich unbeschadet in Fellbach angekommen sind.

Eine besondere Affinität hat Charly zu Holz entwickelt. Mit dem Auge des Künstlers entdeckte er in einem Schwemmholz aus der Karibik einen Kamelkopf, der mit Keramiksockel, Glasaugen und Zunge ein echter Hingucker ist und einen Platz in jeder Sammlung verdient hat. Auf den Kanaren sammelte er Palmhölzer, die ihn mit ihrer fasrigen Struktur so faszinierten, dass sie in den letzten Jahren zu zentralen Elementen seiner Arbeiten geworden sind. Mit der Vielfalt der eingesetzten Materialien und Techniken versäumt er die Perfektionierung, aber das ist der Reiz an seiner künstlerischen Arbeit.

Er ist ein ewig Suchender, ein unermüdlich strebender Mensch. Damit ist er ein Vorbild, denn obwohl – oder weil – er ein erfolgreicher Geschäftsmann war, hat er bewiesen, dass, wie Friedensreich Hundertwasser einmal sagte: Glücklichsein überhaupt nicht von materiellem Reichtum abhängt. Charly ist glücklich, wenn er malt. Das hält ihn lebendig und jung.

Dr. Renate Herrmann, Fellbach